Die ständerätliche Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK-S) beschwört mit ihrem am 9. September 2022 publizierten Vorschlag zur Änderung des Energiegesetzes (EnG) und des Stromversorgungsgesetzes (StromVG) eine ökologische Katastrophe in unseren Gewässern. Sollten in den Wintermonaten tatsächlich die Restwassermengen reduziert werden, könnten die durch den Hitzesommer ohnehin dezimierten Fischbestände vielerorts kollabieren. Am 22. September entscheidet der Ständerat über die Vorlage. Aqua Viva wird für die Artenvielfalt in unseren Flüssen einstehen und verurteilt diesen schamlosen Angriff auf den Naturschutz.
Zu kleine Wassermengen in Bächen und Flüssen könnten zum Todesstoss für gefährdete Arten wie Äsche, See- oder Bachforelle werden. Bereits heute sichern die Restwasserbestimmungen nach Artikel 31 des Gewässerschutzgesetzes nur minimale Überlebenswassermengen – sofern sie überhaupt angewendet werden. Eine Unterschreitung gerade in den Wintermonaten würde irreparable Schäden nach sich ziehen.
Für Bach- und Seeforellen sind die Wintermonate von zentraler Bedeutung. Zwischen Oktober und Januar ist Laichzeit. Um die Lebensgemeinschaften langfristig zu erhalten, sind ausreichende Wassermengen für die Wanderung zu den Laichgebieten und zur Fortpflanzung selbst nötig. Insbesondere nach dem diesjährigen Rekord-Hitzesommer mit grosser Trockenheit, der die Gewässer bereits massiv belastet und an vielen Orten zu Fischsterben geführt hat, müssen angemessene Restwassermengen garantiert werden.
Ebenso dramatisch ist der Vorschlag, den Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung aus dem Energiegesetz zu streichen. Damit könnten die letzten Naturjuwelen der Schweiz wie die legendäre Rheinschlucht/Ruinaulta und andere geschützte Gewässerlebensräume unbeschaut der Wasserkraftnutzung zum Opfer fallen. Auch hier riskieren wir den Verlust wertvoller Lebensräume für die bereits stark beeinträchtigte Artenvielfalt am und im Gewässer.
Der Energiemangel droht und wiedereinmal sollen vor allem Abstriche beim Naturschutz gemacht werden. Die Potentiale bei der Energieeffizient, Suffizient und den Erneuerbaren Energien liegen hingegen weiter brach. Die UREK-S Initiative zeigt einmal wieder, wie sehr es Aqua Viva als Anwältin der Gewässer braucht. Unterstützen Sie uns, tragen auch Sie die Not unserer Gewässer weiter und informieren Sie Ihr Umfeld über die akute Bedrohung unserer Flüsse.
«Ausgerechnet die UREK vergisst ihre Verantwortung für Umwelt und Natur, unsere Gewässer und die Biodiversität. Mit dem vorliegenden Gesetzesentwurf will sie den bestehenden und bewährten Naturschutz über den Haufen werfen und damit insbesondere den Gewässerschutz um Jahrzehnte zurückwerfen.»
Die Biodiversitätsinitiative, über die wir am 22. September abstimmen, ist eine riesige Chance dafür, dass in der Schweiz endlich wichtige Massnahmen für den Erhalt unserer Biodiversität ergriffen werden. Daher sagen wir JA zur Biodiversitätsinitiative.
Die Ökologische Infrastruktur: Jahrhundertprojekt für Mensch und Natur
Die Ökologische Infrastruktur ist ein Jahrhundertprojekt des Naturschutzes. Das vom Bundesrat beschlossene Lebensnetz für die Schweizer Biodiversität muss bis 2040 aufgebaut werden. Auch Fliessgewässer und Auen sollen ein wichtiger Bestandteil sein.
Familie Morf aus Thalheim an der Thur möchte auf ihrem Grundstück den Mosbach auf einem weiteren Abschnitt aus seiner unterirdischen Verbauung befreien und ihn wieder zum Leben erwecken – für Mensch und Natur. Aqua Viva finanziert das Vorprojekt im Rahmen des Projekts «Lebendiger Dorfbach».
Revitalisierung, Hochwasserschutz, Sanierung Wasserkraft: An der Emme stehen wegweisende Entscheidungen an. 13 lokale Naturschutz- und Fischereiorganisationen haben sich deshalb zur Interessengemeinschaft Lebendige Emme zusammengeschlossen. Gemeinsam setzen sie sich für die Anliegen der Emme und ihrer Zuflüsse ein.