Reichenbachfall gerät immer stärker unter Druck
Oberhalb des Grossen Reichenbachfalls liegt das Wasserkraftwerk Schattenhalb 3, das dem aus Sherlock Holmes bekannten Naturjuwel regelmässig das Wasser abdreht. Nun plant die Stiftung "Kraft & Wasser“ das bereits stillgelegte Kraftwerk Schattenhalb 2 als Museum wieder in Betrieb zu nehmen. Dadurch würde noch weniger Wasser das geschützte Naturdenkmal hinabfallen. Aqua Viva, der Verein Schattenhalb 4 und der Grimselverein haben Einsprache erhoben.
„Der Reichenbachfall ist einzigartig, besitzt grossen Symbolgehalt und ist als Naturdenkmal geschützt. Statt ihm das Wasser abzudrehen, sollten wir seine Einzigartigkeit bewahren“, sagt Esther Leitgeb, Bereichsleiterin Gewässerschutz bei Aqua Viva.
Die Stiftung "Kraft & Wasser“ möchte das stillgelegte Kraftwerk Schattenhalb 2 zu Museumszwecken reaktivieren. Zur Finanzierung des Museumsbetriebs soll es wieder Strom produzieren und hierzu noch mehr Wasser aus dem Reichenbach ausleiten. Dies gefährdet die optische und akustische Einzigartigkeit des unterhalb liegenden Reichenbachfalls und ist nicht mit den Schutzzielen des Kantons Bern vereinbar.
Es ist bereits das zweite Gesuch in diesem Jahr mit weitreichenden Folgen für das Erscheinungsbild des Reichenbachfalls – beide ohne Ausgleichsmassnahmen im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes. Bereits im Februar haben die BKW als Betreiber des Kraftwerks Schattenhalb 3 eine Erhöhung der nutzbaren Wassermenge beantragt. Auch hiergegen hatten Aqua Viva, der Verein Schattenhalb 4 und der Grimselverein Einsprache erhoben.
Aufgrund des Kraftwerks Schattenhalb 3 ist der Reichenbachfall in seinem Erscheinungsbild bereits stark beeinträchtigt. Die Konzession sieht nur während der Betriebszeit der Reichenbachfallbahn an mindestens zehn Stunden pro Tag eine minimale Restwassermenge von 850 Liter pro Sekunde vor. 850 Liter pro Sekunde ergeben jedoch keinen Wasserfall und schon gar keinen Reichenbachfall. An rund 110 Sommertagen führt der Reichenbach noch mehr Wasser, als das Kraftwerk Schattenhalb 3 nutzen kann. Diese restlichen Wassermengen, die wesentlich zum Erhalt des einzigartigen Erscheinungsbilds des Wasserfalls beitragen, möchte die Stiftung "Kraft und Wasser" nun ebenfalls nutzen. Dem Reichenbachfall würde es endgültig den Hahn abdrehen.