Bild: © rba
Rückblick
Damit wir uns auch in Zukunft über lebendige Bäche, Flüsse und Seen in der Schweiz freuen können, widmet sich Aqua Viva ausschliesslich dem Thema Wasser. Seit 1960 kämpfen wir für den Schutz und die Aufwertung unserer heimischen Gewässerlebensräume – eine Aufgabe, die heute so aktuell und dringend ist wie damals.
Rheinaubund
Als 1951 die Betreiber des damals noch in Planung befindlichen Wasserkraftwerks Rheinau den zukünftigen Wasserstand im Rheinfallbecken einzeichnen liessen, löste dies eine Welle des Protestes aus. Die Tatsache, dass der Rheinfall durch den Aufstau zwei Meter an Fallhöhe verlieren und seine Wasser in einen See statt in einen Fluss stürzen würden, brachte mehr als 10’000 Bürgerinnen und Bürger auf die Strasse. Obwohl Regierung und Behörden bereits 1944 eine Konzession für den Bau des Kraftwerks erteilten, verdeutlichte erst diese Markierung am Ufer des Rheinfallbeckens die enormen Auswirkungen für Landschaft und Natur.
In kürzester Zeit formierte sich eine Protestbewegung. Mit Hilfe zweier Volksinitiativen versuchte sie, den Bau zu verhindern und die bürgerlichen Mitbestimmungsrechte bei der Vergabe von Wasserrechtskonzessionen zu stärken. Argumentiert wurde im Stile des traditionellen Natur- und Heimatschutzes, also patriotisch und ästhetisch orientiert. Die Schönheit der Landschaft und Kindheitserinnerungen waren zentrale Leitmotive. Ganz im Sinne des eidgenössischen Wasserrechtsgesetz von 1916: «Naturschönheiten sind zu schonen und da, wo das allgemeine Interesse an ihnen überwiegt, ungeschmälert zu erhalten.»
Zwar ging der Kampf verloren und das Kraftwerk 1957 in Betrieb – vergebens war er jedoch nicht. Die hart geführten Abstimmungskämpfe rüttelten die Politik wach und führten zu einem Umdenken. Direkt aus der Rheinaubewegung hervorgegangen sind 1962 die deutliche Annahme des Natur- und Heimatschutzartikels in der Bundesverfassung sowie 1966 das Bundesgesetz für einen wirksameren Natur- und Heimatschutz. 1975 verankerte ein Volksentscheid angemessene Restwassermengen und 1987 den Moorschutz in der Bundesverfassung. 1992 verabschiedete der Bund das Gewässerschutzgesetz und 2006 führte die von AQUA VIVA mitgetragene Initiative «Lebendiges Wasser» zu dessen vollständiger Revision.
AQUA VIVA
All diese Erfolge hat der Rheinaubund mitgestaltet und sich stets an vorderster Front für deren Umsetzung stark gemacht – seit 1970 gemeinsam mit AQUA VIVA. Die «Nationale Aktionsgemeinschaft zur Erhaltung der Flüsse und Seen AQUA VIVA» koordinierte als Dachorganisation das Engagement seiner 38 Gründungsmitglieder gegen die Idee eines Transhelvetischen Kanals. Mit diesem sollte eine Lastschiff-Wasserstrasse von Basel über den Hochrhein, die Aare und die Juraseen bis zum Genfersee geschaffen werden, was enorme Eingriffe in Form von künstlicher Regulierung, Begradigungen und Verbauungen der genannten Gewässer zur Folge gehabt hätte.
AQUA VIVA gelang es, die Phalanx der Lastschifffahrt-Befürworter zu durchbrechen und den Transhelvetischen Kanal zu verhindern. Seitdem erfüllte AQUA VIVA für seine Mitgliederorganisationen wichtige Aufgaben im Rahmen von Vernehmlassungen, Stellungnahmen, Eingaben, Einsprachen und Beschwerden zu den Themen Wasserkraftnutzung, Auenschutz, Gewässerverbauungen, Fischwanderung, Geschiebedynamik und weiteren.
Fusion
Bis zur Fusion der beiden Organisationen im Jahr 2012 trugen AQUA VIVA und der Rheinaubund als getrennte Organisationen dazu bei, dass zahlreiche Gewässerabschnitte revitalisiert, Restwassermengen erhöht, Gewässerräume vergrössert, Fischauf- und -abstiegshilfen gebaut wurden sowie dass Umweltbildung am Gewässer stattfindet. Durch den Zusammenschluss konnten Synergien genutzt werden und seither setzt sich Aqua Viva als eine Organisation und mit angepasstem Namen schweizweit für den Gewässerschutz ein.
Aus dem Kampf für den gesetzlichen Schutz der Gewässerlebensräume wurde der Kampf für die konsequente Umsetzung der zumeist guten gesetzlichen Vorgaben. Die Argumente mögen etwas weniger patriotisch und dafür mehr wissenschaftlich sein. Mit dem Klimawandel oder der Belastung durch Mikroverunreinigungen sind neue Themen hinzugekommen. Im Kern aber ist Aqua Viva sich selbst und den Gewässern seit über 60 Jahren treu geblieben. Trotz der zahlreichen vergangenen Erfolge brauchen die Gewässer heute mehr denn je eine starke Stimme. Überall dort, wo Gewässerlebensräume bedroht werden, schaut Aqua Viva genau hin und begeistert Menschen für unsere heimischen Gewässer. Gestern, heute und morgen.